Die Anleger reagierten am Freitag sehr nervös auf etwas enttäuschende US-Arbeitsmarktdaten. Erst schossen die Aktienmärkte nach unten, dann erholten sie sich intraday wieder kräftig, um im Plus zu schließen. Die Anleger ringen dabei um die Beantwortung der Frage, ob die FED die Zinsen schon im Oktober oder erst im Dezember erhöhen wird. Die dann eingeleitete Zinswende ist von großer Bedeutung für viele Unternehmen aus Schwellenländern wegen der hohen Schulden in US-Dollar. VW ist das Symbol einer globalen Vertrauenskrise. Auch die Charttechnik ist brisant. Zudem drohen geopolitische Spannungen mit Putin in Syrien und in der Ukraine.
US-Arbeitsmarktdaten sorgen für starke Kursbewegungen an der Wall Street
Am Freitag wirbelten die US-Arbeitsmarkdaten die Aktienmärkte einmal wieder ordentlich durcheinander. Gemeldet wurde die Schaffung von „nur“ 146.000 neuen Stellen außerhalb der Landwirtschaft in den USA und für den August wurde die Zahl auf 136.000 korrigiert. Die Arbeitslosenquote blieb dabei bei 5,1 Prozent.
Daraufhin fiel der Dow Jones Industrial Index zunächst wie ein Stein von 16.350 auf 16.000 Indexpunkte, um sich hernach wieder auf ein Tageshoch von 16.470 Indexpunkten zu erholen. So etwas nennt man neudeutsch „Intraday-Reversal“ und ist in der Regel ein Zeichen für steigende Aktienkurse in den nächsten Tagen. Diese verrückten und schwer nachvollziehbaren Kurskapriolen gibt es sehr oft nach US-Arbeitsmarktdaten am Freitag, wo die Aktienmärkte sehr hektisch und irrational reagieren. Hier spielen die „Flash boys“, also die Hochfrequenzhändler aus New York, Chicago und London eine große Rolle, die sekundenschnell Nachrichten auswerten und die Märkte durch Leerverkäufe in eine bestimmte Richtung „zwingen“, um hernach unvermittelt die andere Seite über die Terminmärkte zu „spielen“.
Alles hängt jetzt am seidenen Faden der FED
Die heftigen Kursausschläge liegen darin begründet, dass die Notenbank-Chefin Janet Yellen bis Ende des Jahres eine Zinserhöhung ankündigte, wenn sich die Rahmendaten für die US-Wirtschaft bis Ende Dezember nicht nachhaltig verändern. Vor dem Hintergrund der China-Krise beließ sie überraschend die Zinsen bei der letzten Notenbanken-Sitzung im September auf dem gleichen Niveau wie zuvor, was die Aktienmärkte schon verunsicherte. Nun befürchten die Anleger eine Zinsanhebung der FED im Oktober (ohne Pressekonferenz) oder im Dezember (mit Pressekonferenz). Nach dem ersten „Schock“ setzte sich am Freitag im Tagesverlauf die Meinung durch, dass es aufgrund der schwachen US-Arbeitsmarktdaten doch nicht zu einer Zinserhöhung der FED im Oktober oder Dezember kommen könnte und daraufhin stiegen die Aktienkurse wieder stark an.
VW-Krise noch nicht überwunden
In Deutschland rätseln die Anleger und Analysten, was nun an Schadenersatzklagen auf VW zukommen wird und hier gehen die Meinungen sehr weit auseinander von 10 Milliarden bis 40 Milliarden Euro. Je nachdem wie hier das Urteil bzw. die Vorverurteilungen ausfallen, gibt es Herab- oder Heraufstufungen bei der Kursprognose von VW, nachdem sich der Kurs schon seit dem hoch mehr als halbiert hat. VW steckt in jedem Fall in einer großen Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise.
VW als Symbol einer globalen Vertrauenskrise
Dies könnte aber auch ein Symbol für Vertrauenskrise den globalen Finanzmärkten sein, die anscheinend nur am seidenen Faden der FED-Entscheidungen hängen. Es wird auch in Zukunft zu irrationalen Kettenreaktionen kommen, die sogar zu einem Crash führen können, den der US-Investmentstratege Martin Armstrong für den Oktober bei Staatsanleihen erwartet. Zu beachten ist aber der Einbruch von Unternehmensanleihen wie bei VW, Petrobras oder Glencore. Immer mehr Rohstoffunternehmen, auch die US-Fracking-Unternehmen, kommen jetzt bei so niedrigen Rohstoffpreisen in Liquiditätsschwierigkeiten und müssen Unternehmensteile verkaufen.
Wichtige Ereignisse vor und nach der Zinswende
Neben der befürchteten Zinswende in den USA stehen demnächst wichtige Ereignisse an wie die Rekapitalisierung der griechischen Banken mit 25 Milliarden Euro, wie die Begrenzung der Flüchtlingswelle in Europa und damit das Kriegsgeschehen in Syrien jetzt auch mit russischen Luftangriffen, wie die Befriedung der Ost-Ukraine und Afghanistan durch die Rückkehr der Taliban.
Putin meldet sich zurück – mit umstrittenen Luftangriffen in Syrien
Putin hat sich – zumindest militärisch – zurückgemeldet indem er anordnete, dass russische Bomber Stellungen von „Terroristen“ in Syrien angreifen. Bei einem muss man Putin bei seiner Rede in der UNO Recht geben: der gewaltsame und völkerrechtswidrige Exportversuch von westlichen Demokratien im arabischen Raum durch die USA ist fehlegschlagen und ein Resultat ist nun auch die Flüchtlingswelle in Europa und der IS-Staat als größte Terrorgruppe der Welt. Dies ist nun schwer wieder rückgängig zu machen. Der arabische Raum bleibt ein Pulverfass. Auch die Taliban kehren nach Afghanistan wieder zurück. Man spricht schon davon, dass auch die Bundeswehr wieder nach Kundus zurückkehren soll, da die afghanische Armee dort überfordert sei.
Es ist zu viel Blei in der Luft – vor allem auch in den USA!
Neben IS-Kriegern sollen in Syrien durch russische Luftangriffe aber auch angeblich Stellungen von oppositionellen Rebellen getroffen worden sein, was zu Unfrieden und Unstimmigkeiten führte. Man darf jetzt gespannt sein, ob es Putin zumindest gelingt, freie Wahlen nach ukrainischem Recht in der Ukraine stattfinden zu lassen. Die Separatisten wollen Panzer abziehen. Ob dies geschieht und in welchen Umfang, muss auch abgewartet werden. Es ist schon viel zu viel Blei in der Luft, auch jetzt wieder bei einem Amoklauf in den USA, wo Obama gegen die Waffenlobby nicht anzukommen scheint und resigniert.
„Kalter Krieg“ führt zum Wegfall der Friedensdividende
Ich befürchte, dass es auch in der Ost-Ukraine später wieder Krieg geben wird, da es zu viele Kriegstreiber auf beiden Seiten gibt und dazu zählt auch der „rechte Mob“ in der Ukraine. Das größte Manöver der NATO aller Zeiten mit 36.000 Soldaten, wo auch 3000 deutsche Soldaten mitmachen, findet gerade in Italien, Spanien und Portugal statt. Es soll dort sechs Wochen lang die „schnelle Einsatzgruppe“ gegen Russland trainiert werden. Man probt also schon mal den Weltkrieg gegen Russland in Südeuropa. Die Stellvertreter-Krieg in Syrien/Irak und in der Ost-Ukraine und auch der „Kalte Krieg“ USA gegen Russland werden also weitergehen und damit die Friedensdividende an den Weltbörsen wegfallen. Dennoch gibt es auch immer wieder gute Erholungschancen im Trading-Bereich, sogar an der Moskauer Börse.
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