Am 16. September 2015 steht die amerikanische Notenbank FED vor einer wichtigen Entscheidung. Da das Hauptziel, die Arbeitslosenquote auf unter 6 Prozent zu senken, schon lange erreicht ist, ist nun auch die schon zuvor angedeutete Zinserhöhung eigentlich überfällig. Aufgrund der Unsicherheit über den Konjunkturabschwung in China und den Kurseinbruch der amerikanischen Aktienindices am 24. August geht die Mehrheit der Marktteilnehmer aber jetzt davon aus, dass es am 16. September noch nicht zu einer Zinserhöhung kommt, da die FED auch die Wall Street schützen will. Jetzt stellt sich die Frage, ob aus einer Zinswende ein Crash werden kann.
Wird es wie 1987?
Falls die FED-Chefin Janet Yellen am 16. September eine Zinserhöhung um 0,25 Basispunkte bekanntgeben sollte, könnte dies die Aktienmärkte ordentlich durcheinander wirbeln, weil die Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt werden. Eine ähnliche nervöse und überempfindliche Reaktionen gab es schon nach der letzten Yuan-Abwertung um 3% an den Devisen-, Rohstoff- und Aktienmärkten. Der 24. August ist allen Marktteilnehmern mit einem Kurssturz um 1000 Indexpunkte beim Dow Junes Industrial Index noch in Erinnerung. Die Kurschwankungen nehmen aufgrund der Nervosität der Anleger zu, da der Haussetrend jetzt zu kippen droht.
Nach dem Kurseinbruch am 21. und 24 August sind die Aktienmärkte in der Markttechnik angeschlagen. Die Zinserhöhung hätte mehr einen psychologischen Effekt. Es wäre die erste Zinserhöhung seit 2006, also seit fast 10 Jahren. 1987 war die Zinserhöhung der FED nach jahrelanger Zinserhöhungspause auch einer der Auslöser des Crashs im Oktober. Schon im Sommer hatte die Notenbankchefin Yellen angedeutet, dass es in diesem Jahr eine Zinserhöhung geben könnte. Es könnte aber zu einer knappen Kampfabstimmung zwischen den Dogmatikern und Pragmatikern der regionalen US-Notenbank-Chefs werden, die sich zum Teil im Vorfeld der Entscheidung schon lauthals ihre Meinung kundgetan haben, was ein Unding ist.
Dogmatiker versus Pragmatiker bei der FED
Die Dogmatiker orientieren sich an den US-Konjunkturdaten und den Arbeitslosenzahlen, die Pragmatiker an der aktuellen Marktlage und der Verfassung der Wall Street, die „geschützt“ werden soll. Die Dogmatiker werden daher für eine Zinsanhebung stimmen, weil sie der Meinung sind, dass die USA wirtschaftlich eine Zinsanhebung gut verkraften könne. Die Pragmatiker werden wegen der Unsicherheit an den globalen Aktienmärkten und den Verwerfungen in China dagegen stimmen, da sie nicht die Ursache für einen Crash sein wollen. Der nächste mögliche Termin für eine Zinsanhebung wäre dann aber erst wieder im Dezember 2015, wo auch eine Pressekonferenz der FED stattfinden soll.
Wird aus dem „Kalten Krieg“ wieder ein „Heißer Krieg“ in der Ukraine?
Neben der FED-Sitzung stehen weitere wichtige Entscheidungen und Ereignisse in den nächsten Wochen an. Am 20. September wird das Parlament in Griechenland neu gewählt und am 2. Oktober wollen Putin. Poroschenko, Hollande und Merkel in Paris über die Umsetzung von Minsk II beraten, was für die Ost-Ukraine sehr bedeutsam ist. Gelingt hier aber keine Einigung, kann es wieder zu einem Krieg in der Ost-Ukraine kommen, worunter dann auch Russland und Europa leiden würden. Die USA und Russland befinden sich nach wie vor in einem „Kalten Krieg“, der via Ukraine auch zu einem heißen Krieg werden könnte. Putin wird aber in Zukunft auch zur Lösung des Syrien-Kriegs und des Krieg gegen die IS-Krieger benötigt.
Der „rechte Mob“ in der Ukraine bliebt kampfbereit
Der gewaltbereite „rechte Mob“ in der West-Ukraine ist ohnehin nicht bereit, Russland bzw. den Separatisten Zugeständnisse zu machen und zeigt sich weiter kampfbereit, zur Not auch gegen den Präsidenten Poroschenko wie am 31. August, wo eine Handgranate einen Polizisten im Rahmen einer Protest–Demo der Nazis gegen eine Verfassungsänderung vor dem Parlament in Kiew tötete.
Schuldenschnitt bewahrte die Ukraine vor der Staatspleite
Der Primier Jazenjuk wird in der Bevölkerung immer unbeliebter, da es wirtschaftlich nicht vorangeht und auch die Reformen nur schleppend vorankommen. Seine Zustimmung fiel von 22 Prozent auf nur noch 3 Prozent. Dafür wird Julia Timoschenko jetzt immer beliebter. Sie kommt nach Umfragen auf 22 Prozent der Stimmen. Die Ukraine wurde schon mit einem Schuldenschnitt von 20 Prozent vor der Staatspleite gerettet. Dieser „Haircut“ muss nun auch in Griechenland erfolgen, denn auch Griechenland ist in einer wirtschaftlich desolaten Situation. Es fragt sich nun, wer am 20. September in Griechenland der Kapitän werden soll, der das sinkende Schiff noch retten kann, was keine dankbare Aufgabe sein wird. Das erste, worüber hernach verhandelt wird, ist wohl ein „Haircut“ in Griechenland.
„Rote Linien“ wegen der angeschlagenen Markttechnik jetzt unbedingt beachten
Die Anleger werden mit Sicherheit nach der FED-Entscheidung auch auf diese wichtigen Ereignisse achten und je nach Ausgang reagieren. Aufgrund der angeschlagen Markttechnik ist jetzt eine defensive Anlagepolitik ratsam. Die nächsten wichtigen „roten Linien“ die an den Weltbörsen nicht unterschritten werden dürfen, können Sie der neuen Ausgabe des EAST STOCK TRENDS (EST, www.eaststock.de) vom 11. September entnehmen.
Um den vollständigen Inhalt der neuesten Kolumnen zu erhalten, besuchen Sie die Website von Andreas Männicke.