Der Schwarze Montag (24. August) mag einen Vorgeschmack geben, was geschehen kann, wenn Anleger in Panik verfallen, was in Deutschland bisher aber noch nicht passiert ist. Die letzten Wochen war sehr volatil, sowohl für Aktien als auch für Rohstoffe. Allein der Ölpreis stieg in 2 Tagen um fast 20 Prozent an, nachdem er zuvor auf ein neues Jahres-Tief gefallen war. Der russische „Russian Trading-Index“ der Moskauer Börse stieg am Freitag um 3,12 Prozent und auch der Rubel erholte sich, nachdem er zuvor wegen des stark gefallenen Ölpreises eingebrochen war. Die Märkte spielen im Moment verrückt und sind unkalkulierbar. Jetzt stellt sich die Frage, ob nach dem Crash vor dem „richtigen“ Crash ist.
Emerging Market-Währungen brechen ein
Aber auch an den Devisenmärkten kam es nach der Yuan-Abwertung um 3 Prozent, die der Auslöser das Crash am 21. und 24. August war, zu erratischen Kursbewegungen an den Devisenmärkten. Der kasachische Tenge wurde am 20 Prozent abgewertet, der Rubel gab um 8 Prozent nach und viele Emerging Market Währungen brachen ein. Dies wird noch zu einem Problem bei der Rückführung der US-Dollar- und Euroanleihen führen.
Prepper bereiten sich auf System-Crash vor
Auch die Aktienmärkte spielten in der letzten Woche also verrückt, wenn Sie sich auch wieder etwas erholen konnten. Die Frage ist jetzt aber, wie weit die Kurserholung geht und was hiernach passiert. Im September werden die neuen Konjunkturdaten aus China mit Argusaugen beachtet werden. Der Einkaufsmanager-Index fiel zuletzt auf 47 und die Industrieproduktion nahm in China stark ab, was als erste Warnzeichen für eine Konjunkturabschwächung in China gewertet werden können. Am 13. September endet das Sabbatjahr, was in 2000 und 2008 immer zu Kurseinbrüchen an der Wall Street führte. Nach Martin Armstrong kommt im Oktober der große Staatsanleihen-Crash. Die sogenannten Prepper bereiten sich mit Survival-Paketen schon lange auf einen System-Crash vor. Wieder andere sehen die Kursverluste der Vergangenheit als willkommene Einstiegschance.
Angst vor Dominoeffekten im Fall einer Zinserhöhung in den USA
Eines ist unbestritten: durch die Nullzinspolitik der Notenbanken kam es zur eine Asset-Inflation, die irgendwann abgebaut werden muss. Durch die anormale Nullzinspolitik der Notenbanken wurden bisher auch Staatsbankrotte verhindert, denn trotz stark gestiegener Schulden sank der Schuldendienst in den USA, in Japan und in Europa. Eine Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank FED könnte zwar die amerikanische Wirtschaft gut verkraften, aber man sollte den psychologischen Dominoeffekt nicht vernachlässigen, den schon die Yuan-Abwertung bei den meisten Emerging-Market-Währungen zur Folge hatte.
Übertriebener Leverage-Effekt kann zur Pleitewelle führen
Eine unberechenbare Größe ist auch, was in den letzten Tagen an Schieflagen bei Hedgefonds und Schattenbanken passiert ist. Hier kann es durchaus im September/Oktober zu einer Pleite oder zumindest Schieflage eines großen Hedgefonds kommen. Ich plädiere schon lange dafür, dass die Positionen der Hedgefonds an eine öffentliche Stelle gemeldet und damit transparent gemacht werden müssen, denn sonst droht von dieser Seite ähnliches Unheil wie 1998 bei der Pleite des US-Hedgefonds Long-Term Capital Management (LTCM), bei dem sogar die Nobelpreisträger Myron S. Scholes und Robert C. Merton mitwirkten.
Risk-Management der US-Investmentbanken versagt
Die US-Investmentbanker sprechen von „Risk-Management“ ihrer Kunden, wobei sie hier 2008 versagten. Das Ergebnis sind aber nur unendlich gehebelte Produkte, die ins Verderben führen können. Warren Buffet spricht bei den Derivaten von Massenvernichtungswaffen, womit auch er recht hat. Die gleiche Kritik ist berechtigt an die Flash boys, also den Hochfrequenzhändlern und den Terminmärkten, die die Aktienmärkte in den letzen Wochen weltweit durcheinander wirbelten. Es ging schon letzte Woche drunter und drüber. Mein Plädoyer ist ganz klar „pro Aktie“, auch pro Hedging, also die Kursabsicherung durch kompensatorische Gegenpositionen an den Terminmärkten, wozu sie ursprünglich auch gedacht sind, aber gegen das überdimensionierte Spekulieren ohne eigene Aktienbestände, also Leerverkäufe.
Regulierung von Schattenbanken und Hedgefonds notwendig
1998 gingen beim LTCM-Hedgefonds nur 3 Mrd. US-Dollar verloren, was aber einen Crash auslöste. Schattenbanken und Hedgefonds haben jetzt aber ein Volumen von über 10 Billionen US-Dollar und könnten einen viel größeren volkswirtschaftlichen Schaden anrichten. Es ist eine Schande, dass man hier bei der Transparenz und Regulierung seit 2008 immer noch nicht weiter gekommen ist, wobei es vor allem Widerstand bei den Republikanern in den USA, aber auch in England gibt.
Jetzt beginnt der ganz normale Wahnsinn
Hinterher nennt man dann einen überraschend starken Kurssturz einen „black swan“, also ein unvorhersehbares Ereignis von großer Tragweite, aber es ist vieles doch schon jetzt erkennbar, was schief laufen könnte. Ähnlich war es im Jahr 2007, wo die Immobilienblase in den USA lange vorher erkennbar war, aber keiner diese Gefahr wahrnehmen wollte. Auch hier waren es die Derivate aber, was 2008 Lehman Brothers zum Verhängnis wurde wie die Collateralized Debt Obligation (CDO), also der Weiterverkauf von zusammengefassten Kreditpakten im Hypothekenbereich nach Europa, die sogar das Rating „AAA“ von den US-Ratingagenturen bekam und damit deutschen Landesbanken, die davon nichts verstanden, fast in den Ruin führten. CDOs sind strukturierte Anleihen, die verschiedenartige Forderungen, insbesondere Kredit- und Hypothekenforderungen in einem Wertpapier verbriefen. Das Versagen der Banken, der Ratingagenturen sowie der Aufsichtsbehörden bei der Bewertung der Risiken dieser komplexen und intransparenten Produkte waren eine der Ursachen der Finanzkrise seit 2007/8.
Wall Street hat nichts dazugelernt
Ich habe damals aber auch vor einen Crash gewarnt, der dann auch kam. Die Situation jetzt ist sehr ähnlich. Eine weitere Blackbox sind wie erwähnt die OTC-Derivate, wie Credit Default Swaps, die verboten werden sollten. Diese Massenvernichtungswaffen können ganze Volkswirtschaften vernichten. Seit 2008 hat man nicht viel dazugelernt an der Wall Street und die Massenvernichtungswaffen beibehalten. Und so stimmt es, wenn ich wie in meiner vorletzten Kolumne behaupte: Jetzt beginnt der ganz normale Wahnsinn! Das Schlimme ist, dass man sich an den Wahnsinn an den Finanzmärkten durch die Drogenpolitik der Notenbanken gewöhnt hat und das Außergewöhnliche jetzt schon für normal hält. So zittert die ganze Finanzwelt vor den nächsten Zinsanhebung der FED, die in diesem Stadium der globalen Unsicherheit ein Crash auslösen könnte.
Das dicke Ende kann noch kommen
Es gibt also mehrere Faktoren, die zu einem Crash führen können, es muss so aber nicht kommen. Eines ist klar. Die Markttechnik ist schon jetzt angeschlagen und die Anleger sind nervös. Das „dicke Ende“ kann also noch kommen. Die Leser des EAST STOCK TRENDS wurden schon am 12. August nicht nur rechtzeitig vorgewarnt, sondern es wurden auch konkrete Empfehlungen gegeben, wie man von dem Börsen-Crash profitierten konnte. Der Anleger sollte vorsichtig und flexibel bleiben und auch die „roten Linien“ im EAST STOCK TRENDS beachten, die im letzten EST schon alle Volltreffer waren. Nach einem Crash gibt es aber auch immer wieder „Schnäppchenkurse“ und gute Einstiegschancen.
Krise als Chance zum Neubeginn
Die Welt ist ohnedies aus den Fugen. Ein neue tiefgreifende Krise, die noch größer sein könnte als die in 2008, kann auch eine Chance für einen Neubeginn sein. EST-Leser sind darauf gut vorbereitet. Sie auch?
Mein Credo ist: Weg von den Schulden (Bankenkrediten= Fremdkapital), hin zu Aktien (=Eigenkapital) als bewertbares Risikokapital. Da müssen wir hinkommen – nach dem nächsten Anleihen-Crash, der kommen wird. Hier müssen hernach Venture Capital und Private Equity Gesellschaften steuerlich begünstigt werden, aber auch Langfrist-Anleger und Business Angel.
Staatsschulden sind neu zu bewerten und nicht mehr so risikolos wie zuvor angenommen. Die Risikoprämien müssen hier deutlich erhöht werden, sonst ist etwas faul im Finanzsystem. Mein Rat (wie schon im Juli): gehen Sie zunächst voll in Liquidität (oder short, in Osteuropa durch Cross-Hedging) und später auf Schnäppchenjagd in Osteuropa.