Unsere Wirtschaft braucht eine neue Moral

Eliteversagen ist der Titel für Nachrichten aus der Welt der Wirtschaft: Aufsichtsräte, die keine Aufsicht üben, die das Ende der sozialen Hängematte verkünden und sich selbst immer mehr Hängematten knüpfen, horrende Abfindungen für Nieten – nach dem Motto: „Jedem das Seine, mir das meiste“! Das Bild, das sich die Bürger von ihren Eliten machen, ist oft nur noch ein Bild der Schamlosigkeit. Aber es wird „lustig“ weiter geschmiert und getrickst, was das Zeug hält.

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Das Klagelied bezüglich dieser Missstände klingt den meisten sehr vertraut im Ohr. „Wir haben es satt, in einer Raffgesellschaft zu leben, „erklärte vor vielen Jahren der honorige Altkanzler Helmut Schmidt in einem Manifest, das ebenso folgenlos blieb wie viele andere Grundsatzerklärungen davor und danach. „Ein Kapitalismus ohne ethische und rechtliche Ordnungsrahmen ist menschenfeindlich. – Das ist meine Grundeinsicht und Schlussfolgerung aus der Finanz- und Bankenkrise“, sagte Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, im Oktober 2008 in einem Interview: „Wilde Spekulation“ sei „Sünde“.

Nicht nur eine neue Moral für Top-Manager und Firmen, sondern auch für die Arbeitsvertreter ist von Nöten! Thomas Mann hat „den Leuten, die von unten kommen“, einmal bissig vorgeworfen, sie seien „power und patzig“. Heute sind gerade die am patzigsten, die nicht mehr „power“ sind, aber sich „tolldreist“ zur Elite zählen. Die Korruption breitet sich deshalb aus, weil die Funktionäre Gebetsmühlen-mäßig Moral predigen, aber nicht vorleben. Im Einklang mit der allgemeinen Verhaltensmaxime streben einige IG-Metaller, Peter Hartz war eingeschlossen, ihre persönliche Nutzungsmaximierung an.

Der Konstanzer Wirtschaftsethiker Josef Wieland wurde bekannt durch das von ihm entwickelte Konzept der „Governanceethik“. Er ist davon überzeugt, dass die Weltwirtschaft ohne ein Minimum an global akzeptierten ethischen Normen, ohne gemeinsame Vorstellungen vom guten Wirtschaften, auf Dauer nicht zum Wohle der Menschen funktionierten kann. Bisher gab es aber nur wenige solcher akzeptierter Standards. Deshalb kommt seinem Manifest für ein Globales Wirtschaftsethos besondere Bedeutung zu, zumal es, wie kein anderes vergleichbares Dokument, an alle an der Weltwirtschaft Beteiligten gerichtet ist, nicht nur an die Unternehmer und Manager.

In seinem Buch „Neustart“ sagt Patrick D. Cowden der Zahlengläubigkeit und der egoistischen Gier der Management-Eliten nach Geld und Prestige den Kampf an. Seine Botschaft: Menschen sind es, die Unternehmen erst erfolgreich machen, wobei Respekt, Achtsamkeit und Vertrauen, die wirklichen Erfolgsfaktoren sind. Leidenschaftlich vertritt er das engagierte Modell werteorientierter Führung, wobei selbstbestimmte Mitarbeiter und steigende Profite sich nicht ausschließen. Sein Credo: „Wenn sich Unternehmen darauf einlassen, werden alle gewinnen.“ (Verlag: Ariston ISBN 978-3-424-20092-8).

Fazit. Die Habsucht und die Gier der Manager scheinen grenzenlos zu sein. Noch nie wurde in Deutschland mehr gemauschelt und betrogen als in den vergangenen Jahren. Auf lange Sicht bleibt dabei nicht nur eine Idee „Moral“ auf der Strecke, sondern auch das, was die Wirtschaft antreibt – der Profit. Wir brauchen dringend eine neue Moral, damit die Wirtschaft nicht kollabiert.

Rolf Burmester

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