Nicht jedes gute Buch wird ein Bestseller

Wie schafft es ein Buch auf die berühmte Spiegel-Bestseller-Liste? Und macht dieser Sprung es notwendigerweise zu einem guten oder wichtigen Buch? Selbst jene unter uns, die diesem Glauben nicht verfallen sind, scheinen oft das zu bevorzugen, was viele lesen (oder kaufen!).

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Die wenigsten wissen aber genau, wie ein sogenannter Bestseller entsteht. Bedenkt man, dass an die zehn Prozent des Jahresumsatzes der Buchbranche von den Top-Ten der Bestsellerliste stammen, erstaunt es nicht, dass die Bestseller-Produktion zum obersten Anliegen geworden ist. Alle Bereiche der Branche sind daran beteiligt: Der Autor muss einen populären Stoff spannend und gut lesbar zu Papier bringen, sein Agent einen guten Preis verhandeln, sein Verleger die PR-Maschine ankurbeln, der Buchhandel ein „Display“ bereitstellen und die Kritiker vehement in Lob und Tadel ausbrechen.

Die Kunden sollen kaufen, lesen und ihren Freunden von dem Buch vorschwärmen. Und weil der Lesergeschmack ungefähr so berechenbar ist wie das Wetter, bleibt auch das Geschäft mit der Ware Buch – trotz aller Anstrengungen – von der Tücke des Unvorhersehbaren nicht verschont und damit ein Risikogeschäft. Zudem verschwindet manch ursprünglicher Bestseller bereits nach ein paar Monaten in den respektiven Archiven. Andere hingegen werden Longseller. Sind das dann vielleicht die wirklich wichtigen Bücher, da die Laune des Augenblicks hier weniger den Verkauf bestimmt?!

Johann Wolfgang von Goethes erster Roman, „Die Leiden des jungen Werthers“, schlug ein wie eine Bombe und wird heute als sein Eintritt in die Weltliteratur gesehen. Ein gutes Buch also?! Der Longseller schlechthin ist übrigens weiterhin die Bibel in ihren vielen sprachlichen und gestalterischen Variationen. Ausgesprochen viele wertvolle Bücher aber finden ur-mäßigen oder gar geringen Absatz, einfach weil sie zu individualistisch, zu speziell oder auch zu „schwierig“ sind, um einen großen Leserkreis anzusprechen. Wenn sie Genaueres über die Bestsellerentstehung erfahren möchten, empfehle ich Ihnen das Buch „Von der Buchidee zum Bestseller“ von Dirk R. Meynecke, welches ich in der Thalia Buchhandlung Hamburger Meile entdeckt habe.

Fazit: Ein Buch auf der „Spiegel-Bestseller-Liste“ weckt auf jeden Fall den Eindruck, dass es sich um ein gutes, zumindest aber wichtiges Buch handelt. Ob die Anzahl verkaufter Exemplare darüber eine klare Aussage macht, ist umstritten – sicherlich gibt es hier keine einfachen Antworten.

Rolf Burmester

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