Was haben die Banken, die Wirtschaft und die Politik aus der Krise gelernt, die sie doch meist nicht vorausgesehen haben bzw. sehen wollten? Insbesondere Banken haben versagt. Ihre Vorsorge entsprach den von ihnen entgangenen riskanten Spekulationsgeschäften und internationalen Expansionsplänen in keiner Weise.
Ein Blick zurück zeigt, dass sich durch die Crash-Angst der letzten Jahre, eine neue Sensibilität bei den Bürgern breitmacht, die besonders durch die Überschuldungskrise einiger Banken und verantwortungsloses Handeln vieler Bankiers hervorgerufen wird. Das Gefahrenpotenzial reicht dabei über das eigentliche Bankwesen hinaus. Drei Viertel aller internationalen Industrieunternehmen setzen komplexe Derivate ein. Damit sollen meist die Unwägbarkeiten von Preisen oder Wechselkursen ausgeschaltet werden. Wobei Gewinnerwartungen keineswegs mit Sicherheitserwartungen harmonisieren und erhebliche Risiken verbergen. Besonders gefürchtet ist eine mögliche Hebelwirkung, welche in Derivaten gewissermaßen eingebaut ist, und Verluste ins Uferlose treiben kann.
Nichtsdestotrotz empören sich viele Menschen darüber, dass sich eine risikobereite Bankerkaste durch Börsenoperationen, die für die Realwirtschaft oft völlig unergiebig sind, mit Abermillionen auf Kosten der Allgemeinheit bereichert. Viele stellen sich deshalb immer wieder die Frage: Wer zieht verantwortungslose Banker, die Milliarden verzocken, zur Rechenschaft?
„Die Banken zocken, die Bürger zahlen“ – ist das so?“, fragte Maybrit Illner Herrn Kopper, ehemaliger Vorstandschef und Aufsichtsratvorsitzender der Deutschen Bank, in ihrer aktuellen Talkrunde mit emotional verstärkenden Fragen. „Das ist ein wirkungsvolles Wortspiel“, brummelte dieser barsch. Damit ist klar, dass Kopper kein Mann der verspielten Worte ist und auch nicht bereit war, sie publikumswirksam ins rechte Licht zu rücken. Für ihn waren auch die Schulden, die der gestrauchelte Immobilienspekulant Jürgen Schneider in Höhe von 50 Millionen D-Mark hinterließ, doch nur „Peanuts“. „Das Geld wird da vernichtet, wo es gebraucht wird, nämlich in der Volkswirtschaft“, erklärte daraufhin die Diskutantin Sahra Wagenknecht beflissen und bemerkte weiter, dass sich die strauchelnden Banken bald wieder ein neues Terrain suchen würden, um Geld zu scheffeln. „ Der Steuerzahler bleibt quasi auf dem ganzen Finanzmüll in Form von einem Schuldenberg sitzen“, so ihr realistisches Statement. Ihre Problemlösung: Banken müssen in Zukunft für das verbockte haftbar gemacht werden.
Ein kurioses Ereignis aus der schizophrenen Finanzwelt ist ein Szenario, welches sich in Amerika abspielte. Der ehemalige Goldman-Sachs-CEO Henry Paulson, der 2006 von Georg W. Bush zum Finanzminister erhoben wurde, durfte 2008 die Finanzkrise managen, die er selbst verursacht hatte. Inzwischen wird gnadenlos mit Millionenbeträgen weiter gezockt und ein Großteil der Gewinne unter sich aufgeteilt.
Fazit: Die Banken würden jedenfalls gut daran tun, die Mahnung Jean-Claude Trichets, des ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank, auf dem Europäischen Bankenkongress im November 2009 in Frankfurt ernst zunehmen: Der Finanzsektor darf nicht vergessen, dass er der Realwirtschaft zu dienen hat und nicht umgekehrt.“ Die Banken sollten deshalb ihre Bilanzen in Ordnung bringen, mit Gewinnen Eigenkapital und Reserven aufstocken und sich generell auf einen Mentalitätswechsel von übermäßiger Risikobereitschaft zu mehr Nachhaltigkeit konzentrieren.
Rolf Burmester