Die EZB holt die Bazooka raus und flutet die Märkte mit den Kauf von Staatsanleihen im Volumen von 60 Mrd. € im Monat nach dem Vorbild der FED und japanischen Notenbank. Ob dies nun zu einer Ausweitung der Kreditnachfrage und Investitionen führt, muss abgewartet werden. Die Aktienmärkte reagieren mit Kurssteigerungen.
EZB gibt Gas
Die Europäische Zentralbank (EZB) macht Ernst und gibt Gas. Am Donnerstag gab der EZB-Chef Draghi bekannt, dass die EZB ab März jetzt monatlich 60 Mrd. € an Staatsanleihen in Zusammenarbeit mit allen europäische Notenbanken kaufen wird.
1,140 Billionen € für 2 Prozent Inflation
Das Programm soll zunächst bis September 2015 laufen und dann überprüft werden, ob es wirkt. Zur Not soll es bis September 2016 weitergeführt mit einem Gesamtvolumen von 1,140 Billionen €. Draghi will damit die Inflationsrate wieder auf 2 Prozent bringen, den Banken mehr Liquidität für Kredite geben und schlussendlich soll dies auch die Investitionsbereitschaft erhöhen. Die Inflationsrate im Euroraum betrug im Dezember 2014 nur -0,2% Prozent nach noch +0,8 Prozent im Vorjahr. Draghi befürchtet eine Deflation im Euroraum und will dies nun künstlich durch das Anleihenkaufprogramm vermeiden. Das Inflationsziel ist mit +2 Prozent sehr ambitioniert.
EZB unterstützt vor allen Südeuropa
Die außergewöhnlich expansive Geldpolitik führt aber auch zu niedrigen Risikoprämien bei den Staatsanleihen von südeuropäischen Ländern. Die Zinsen von südeuropäischen Ländern sinken jetzt gewaltig und viel mehr als der Schuldenstand dies anzeigt. So muss Italien allein in diesem Jahr 70 Mrd. € an Zinsen und Tilgungen leisten. Das gute an dem QE der EZB ist: Der Schuldendienst von südeuropäischen Ländern sinkt durch die niedrigen Zinsen, obwohl die Schulden höher werden. Das entlastet im Moment auch die Haushalte der südeuropäischen Länder. Die EZB-Entscheidung ist also ein Segen für alle südeuropäischen Länder, die sich jetzt wesentlich günstiger refinanzieren können. Es ist die Frage, ob sie jetzt auch die notwendigen Strukturreformen durchführen, denn die Monetarisierung von Staatsschulden durch die EZB sorgt zwar für Opium, aber nicht für den Reformdruck, der sonst bestanden hätte.
EZB-Marktmanipulation führt zu einem Anleihen-Bubble
Es handelt sich also ganz klar um eine Marktmanipulation zugunsten der Aktien-, Immobilien-und Anleihenmärkte, was auch zu einem Bubble führen kann. Selbst der Euro-Bund-Future schloss auf einem neuen Allzeit-Hoch von 158,86 (+1,24 Prozent). Bei 5 jährigen Bundesanleihen gibt es jetzt schon Negativ-Zinsen und 10-jährige Bundesanleihen rentieren erstmals unter 0,5 Prozent. Wir nähern uns damit immer mehr japanischen Verhältnissen. Der Sparer wird damit faktisch schleichend enteignet. Eine Rückkehr zu sehr hohen Zinsen ist gar nicht möglich, da dann auf breiter Front Staatsbankrotte drohen.
Das gewagte 10 Billionen US-Dollar Experiment der Notenbanken
Dies sind alles sehr gewagte Experimente der Geldpolitik. Sie dienen auch dazu, Probleme wie Überschuldung in die Zukunft zu schieben, denn die zum Teil toxischen Produkte wandern erst einmal in die Bilanzen der Notenbanken. In der Summe haben die großen Notenbanken ihre Bilanzsumme auf über 10 Billionen US-Dollar angehäuft und es ist die große Frage, wie es in Zukunft wieder zu einer Bilanzsummenverkürzung kommen kann ohne den Steuerzahler zu belasten. Der letzte Schritt wäre ein Schuldenschnitt. Die große Frage ist also, wie die Notenbanken diese toxischen Papiere später wieder loswerden bzw. sie ausgebucht werden können ohne den Steuerzahler zu belasten. Letztendlich wird wohl immer der europäische Steuerzahler die Zeche für das QE der EZB zahlen, falls es zum Schluss schief läuft. Was jetzt schon passiert, sind zu 20 Prozent schon „verkappte Eurobonds“ über die EZB.
Ölpreis sorgt für Sonder-Konjunktur
Es wird international immer noch zu wenig investiert und das wird wohl auch der 1 Billionen-Poker der EZB nicht viel ändern und auch nicht das angekündigte 300 Mrd. € Investitionsprogramm der EU. Die Pferde saufen halt nicht bei den Multis, trotz allem Überfließen an Wasser (sprich Liquidität). Durch den stark gefallenen Ölpreis werden nach Goldman Sachs wohlmöglich weltweit Investitionen von bis zu 1 Billion US-Dollar wegefallen. Allerdings wirkt der um über 50 Prozent in 1 Jahr gefallene Ölpreis nun wie ein Sonder-Konjunkturprogramm in vielen Ländern der Welt, da der Konsum belebt wird. In Deutschland werden durch der stark gefallenen Ölpreis in Kombination mit dem stark gefallenen Euro nun zusätzlich Gewinne von 13 Mrd. € bei den DAX-Unternehmen erwartet.
Schweizer Notenbank kapituliert vor der EZB
Die Schweizer Notenbank, die schon zuvor Euro im Volumen von fast 500 Mrd. € aufkaufte, um den Schweizer Franken nicht zu stark aufwerten zu lassen, wusste wohl schon vor der EZB-Entscheidung über das, was Draghi nun verkündet hat. Um den Euro zu stützen, hätte die Schweizer Notenbank jetzt 100 Mrd. € im Januar aufkaufen müssen.
Aktienmärkte haussieren und jubeln
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt nahmen die EZB-Entscheidung mit viel Wohlwollen und Hoffnung auf eine Stabilisierung auf. Der DAX stieg am 23. Januar um 0,9 Prozent auf das neue Allzeit-Hoch von 10.610 Indexpunkten (im Hoch sogar 10.700 Indexpunkten) nach Wall Street Schluss. Dabei schloss der DAX in deutschen Börsenhandel bei 10.649 Indexpunkten und stieg damit sogar um 2 Prozent bzw. über 200 Indexpunkte zum Vortrag, wo er auch schon kräftig anstieg. Damit stieg der DAX in den letzten 2 Wochen sogar um 1000 Indexpunkte und schnitt damit weit besser als die Wall Street.
Merkel deutet in Davos Kooperation der EU mit der Eurasischen Zollunion an
Dies zeigt schon wie chancenreich der russische Aktienmarkt immer wieder nach Crashtagen wie am 16. Dezember nach der Rubel-Krise für „hartgesottene“ Trader ist. Beim Weltwirtschafts-Gipfeltreffen in Davos äußerte Bundeskanzlerin Angela Merkel Gesprächsbereitschaft über eine Kooperation der EU mit der Eurasischen Zollunion. Putins Vision war schon lange ein Freihandelsabkommen von Lissabon bis Wladiwostok. Das sind nun in Davos schon andere Töne als man zuvor von Merkel gewohnt war, obwohl Putin nicht nach Davos reiste und der Primier Medwedew auch nicht, da in Russland ein neues Anti-Krisen-Programm entwickelt werden soll.
Wieder Krieg in der Ukraine?
Dennoch ist der Ost-Ukraine-Konflikt nicht gelöst und in der Ost-Ukraine kann es jederzeit wieder zu einem Krieg kommen, zumal der Waffenstilstand sehr brüchig ist. Der Flughafen in Donezk bleibt in der Ost-Ukraine hart umkämpft. Alleine in der letzten Woche starben über 200 Menschen und damit schon über 5000 seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Es kann dennoch gut sein, dass die Moskauer Börse auf Rubel-Basis in diesem Jahr zu den Top-Performern der Welt zählt, zumindest für geübte Trader.
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