Vorausgesetzt, dass unsere ursprünglichen Gefühle nicht durch allzu strenge Erziehung unterdrückt worden sind, würden wir alle gern auf die eine oder andere Weise tanzen. Tanzen hat etwas Ursprüngliches und zugleich zutiefst Menschliches. Die Bewegungslust der Menschen verbindet sich quasi in tänzerischer Weise mit dem Streben nach Gemeinschaft. Tanzen trainiert den ganzen Körper und macht fit.
Aus der Geschichte des Tanzes können wir erfahren, dass der ursprüngliche Tanz von religiösen Motiven geprägt war. Er wurde aber im Laufe der Jahrhunderte aus den Kirchen und Moscheen verbannt. Bei nichtchristlichen Völkern ist der religiöse Tanz, etwa in Form von Schamanentänzen und Voodootänzen bis heute erhalten geblieben. In den christlichen Ländern überlebte der Tanz in den verschiedensten Formen des Volkstanzes. Aus ihm entwickelten sich die höfischen Tänze, später die Bühnen- und Gesellschaftstänze, die sich besonders am spanischen und französischen Hof mit enormer Geschwindigkeit entwickelten. Seit 1716 gab es in Paris öffentliche Bälle der höheren Gesellschaft, und später entstanden Tanzlokale für jedermann.
Seit der Wende zum 20. Jahrhundert bekam der Tanz eine neue Bedeutung als sozialer Tanz. Die wichtigsten Vertreter dieser neuen, zum Teil auch sehr erotisch betonten Gesellschaftstänze, sind Boston, Tango, Charleston, Rumba und nach dem zweiten Weltkrieg Jive, Boogie, Rock ’n‘ Roll, Cha-Cha-Cha sowie jede Menge kurzlebige Modetänze. Eine nahezu unüberschaubare Vielfalt von Tänzen war die Folge. Aufgrund dieser Fülle sah man sich schon bald gezwungen, eine Ordnung des Schrittmaterials für den Tanzsport zu schaffen. 1929 wurden erstmals die damaligen neuen Tänze von englischen Tanzlehrern standardisiert. Unabhängig davon wurde 1963 in London im Internationalen Council of Ballroom Dancing (ICBD) der Allgemeintanz zu einem Welttanzprogramm reglementiert, das internationale Geltung hat.
Heute haben lateinamerikanische Paartänze wie Salsa, Samba und Tango in deutschen Tanzschulen und auf diversen Tanzflächen immer mehr Freunde gewonnen. Soziologen weisen daraufhin, dass das Paartanzen die Zweisamkeit wie kaum eine andere Sportart fördert, das gilt besonders für Paare, die im beruflichen Alltag nur wenig Zeit füreinander finden und das Tanzen als gemeinsames Erlebnis genießen können.
Ebenfalls bietet Tanzen eine gute Möglichkeit, neue Leute kennen zu lernen und Freundschaften über das Tanzen hinaus zu schließen. Tanzen bereichert auf jeden Fall zwischenmenschliche Kontakte, macht Spaß und ist ein entspannender, sportlicher Ausgleich zum stressigen Alltag mit Trainingseffekten in puncto Ausdauer, Koordination, Konzentration und Beweglichkeit des Körpers. Dass regelmäßige körperliche Bewegung ein Mittel ist, depressive Verstimmungen und sogar Depression vorzubeugen, beweisen wissenschaftliche Studien aus Sportmedizin schon seit langem. Das gilt ganz besonders für den Tanzsport, der nachweislich das Selbstbewusstsein stärkt und die allgemeine Zufriedenheit verbessert.
Fazit: Wer regelmäßig sein Tanzbein schwingt, wird mit einem deutlich verbesserten Körpergefühl, besserem Koordinationsvermögen und besserer Körperbeherrschung belohnt. Tanzen ist Leben, ist Körper und Geist im perfekten Gleichgewicht, und wer viel tanzt, erweitert spielerisch sein ganzes Leben.
Rolf Burmester