Ein Jahr ist es her, da fuhr der sportliche Mediziner zusammen mit seiner Tochter nach Südfrankreich in Urlaub. Beim Tauchen verunglückte er und wachte querschnittsgelähmt in einer Klinik von Toulon auf. Der Helfer hilflos, der mächtige Mediziner ohnmächtig, der erfolgreiche Arzt auf das Pflegepersonal angewiesen.
Vorbei mit Tauchen, Segeln und Surfen. Stattdessen Reha mit Rüttelbett und Massagen. Freunde wollten ihn trösten, schoben seinen Rollstuhl in die ´Kathedrale von Toulon. In dem Moment, als er versagt vor dem Altar saß, setzte wunderschöne Orgelmusik ein. „das war absolut ergreifende“, berichtete der Arzt. Und beschloss, sich nicht aufzugeben, schließlich konnte er sich von der Brust aufwärts ja noch bewegen.
So wurde dieses erschütternde Schicksal für den Arzt zur Mutmachgeschichte, als Vorbild für alle, die sich viel zu schnell hängenlassen und resignieren ( „nur Fledermäuse lassen sich hängen“). Nur zwölf Monate nach seinem Unfall operiert der Professor wieder, sitz auf einem Spezialstuhl und rettet Menschenleben. „ Früher war ich der Halbgott in weiß, heute begegne ich den Patienten im doppelten Sinn auf Augenhöhe“, ist sein Credo.
Anmerkung: Schicksalsschläge können einen Menschen verändern – zum Negativen, indem man verbittert und vereinsamt. Oder zum Positiven wie bei diesem Hamburger Professor. Obwohl er Brust abwärts nichts mehr spürt, ist ihm das Fingergefühl für Präzisionsoperationen erhalten geblieben. Das setzt er ein, statt sich von anderen abzusetzen und in sich zurückzuziehen. In eine Welt so vieler Angst und Panikmacher, die auf gesunden Beinen missmutig durchs Leben schleichen, ist der Mann ein echter Mut- und Muntermacher. Wer solche Hoffnung hat, dessen Leben ist lebendig, auch wenn es auf Rädern ist!
Rolf Burmester