Lieber einen richtigen Freund als falsche Freunde haben

Die wahre Freundschaft steht im biblischen Gleichnis von Jonathan und David im Mittelpunkt des Zeremoniells. Es ist das erhabene Beispiel einer Freundschaft, in der der ausgestoßene David mit dem einsamen Jonathan durch ein freundschaftliches Bündnis – über Raum und Zeit – freundschaftlich verbunden bleibt. Allerdings sind diese engen Männerfreundschaften, wo einer für den anderen auch wirklich durch „dick und dünn“ geht, seltener geworden.

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„Ein guter Freund bleibt immer ein guter Freund, auch wenn die ganze Welt zusammen fällt“, ist ein Songtext, der von den Comedian Harmonist aus voller Brust gesungen wird und die Botschaft absoluter Freundschaft erklingen lässt, die vorzugsweise schon in der Romantik besungen wurde.

Der amerikanische Soziologe Michael Kimme hat sich als Männerforscher bezüglich Männerfreundschaft einen Namen gemacht, er muss es also wissen. Allein schon deswegen, weil er selbst den einen besten Freund hat. „And than girls come and fuck it up – Frauen versauen am Ende Männerfreundschaften“, ist sein Credo. Eine Freundschaft, die bestenfalls mit der Blutsbrüderschaft beginnt und Lebensabschnitte überdauert. Klingt kitschig, ist aber realistisch!

Die meisten dieser Freundschaften werden tatsächlich während der Kindheit und Jugend geschlossen. Freundschaften, die während der Schulzeit geschlossen werden, haben meist sehr lange, oft sogar ein Leben lang Bestand. Der Freund ist dann auch Vertrauensperson und Verschworener. Selbst wenn die Kontakte nach Ende der Schulzeit seltener werden, so ist die Freundschaft deswegen nicht weniger tief.

Auch Tobias Rüther beschäftigt sich mit dem Thema in seinem Buch „Männerfreundschaften ein Abenteuer“ (Rowohlt Verlag). Er berichtet von den Bedingungen und Voraussetzungen für exklusive Männerfreundschaften, die er im eigenen Freundeskreis findet. Rüther erkennt seine Studienobjekte in der gebildeten Mittelschicht, wo Freundschaften zum Teil intellektuell unterfüttert sind und nicht nur aus gemeinsamen Fußballabenden bestehen. Sein stellenweise ironisches Buch deckt auf, wo der Feind steht. Nämlich bei den Netzwerkern, die die Sozialtechnik der Männerfreundschaft nur nach ihrem Nutzen für die eigenen Interessen berechnen und wo Freundschaft am Ende speziell zum kalten Effizienzdenken der kapitalistischen Welt mutiert. Wer bei dem Buchtitel „Männerfreundschaften“ an alberne Buddy-Filme wie „Hangover“ denkt oder schwülstig halbseidene Verbrüderung vermutet, der wird zumindest bei Tobias Rüther nicht fündig.

Meine Lebenserfahrung hat mich gelehrt, heute realistisch in punkto Freundschaft zu unterscheiden. Von einem wahren Freund weiß ich auch etwas über seine Gefühle und Verletzungen, ich weiß von Ängsten und Hoffnungen, von Träumen und Sehnsüchten – und von dem, was seinem Leben Sinn gibt. Ich darf zu ihm kommen, angemeldet oder ganz überraschend, strahlend vor Glück oder völlig verweint, nur ganz kurz oder für viele Stunden, mit guten Nachrichten oder schlechten.

Fazit: Ein wahrer Freund ist wie ein Stern, auch wenn du ihn nicht immer sehen kannst – er ist immer für dich da!

Rolf Burmester

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