Die scheinbar dummen Fragen sind oft die Fragen, die am schwierigsten zu beantworten sind. Darum sollte sich niemand schämen, einen Philosophen etwas zu fragen. Sie werden feststellen: „Dem Philosoph ist nichts zu doof!“ Philosophieren bedeutet, einer Frage auf den Grund zu gehen. Die Schwierigkeit ist allerdings, diesen Grund zu finden. Vielleicht sollten wir öfter unsere Kinder fragen!
Der Amerikaner W. van Oman Quine hat festgestellt, dass vierjährige Kinder in der Regel alle wichtigen philosophischen Fragen aufwerfen:
- Was ist das? (Ontologie)
- Woher weiß du das? (Erkenntnistheorie)
- Warum soll ich? (ethische Frage)
Die bekannteste und irritierendste Kinderfrage ist die nach dem Warum, sie ist zugleich auch die Grundlage aller Philosophie. Die Erkenntnistheorie widmet sich der besonderen Warum-Frage: Was und wie können wir etwas wissen? Platon, Aristoteles und Kant haben die berühmtesten Antworten auf diese Fragen gefunden. In der heutigen Zeit faszinieren zunehmend chinesische Philosophen, die der Frage nach dem Machen und dem Gelingen nachgegangen sind. Dabei geht es um Willen, Durchsetzungskraft und Anstrengung als Grundlage von Erfolgen. Laotse, der Begründer des Taoismus, betrachtet sogar das „Tun durch Nicht-Tun“.
Wenn es um die Frage geht, wie unser Leben gestalten, bietet China Anregung, die auch hilfreich sein können, unsere eigenen Vorstellungen auf ihre Zweckmäßigkeit, ihre Stärken und Schwächen zu überprüfen. Das klingt zum Teil klug und mitunter spannend, aber wie sieht es bei uns im Alltag aus? Unser Ärger mit missgünstigen Menschen, unsere Ängste vor Terror, Kriegen, Arbeitslosigkeit und Umweltverschmutzung – wird das heute von den Philosophen thematisiert? Wird es dann auch so thematisiert, dass es uns helfen kann und nicht bloß ein abstraktes Dozieren ist, das uns in der realen Welt nicht weiter hilft? Meine Antwort ist ja! Zwar verloren sich einige Denkerköpfe in hirnakrobatischen philosophischen Aussagen, die nur Eingeweihte nachvollziehen konnten und können. Ich denke nur an Heideggers ‚Das Nichts nichtet“. Doch zu allen Zeiten gab es tiefsinnige Denker, bei denen wir eine beachtliche Nähe zum Alltag finden und die ihre Philosophie für den Alltag nutzbar machten. So ging Arthur Schopenhauer nicht nur mit seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ in die Geschichte ein, sondern auch mit seinen Aphorismen zur Lebensweisheit.
Fazit: Wir sollten die Weisheiten der Philosophen nutzen, um besser auf der Erde gehen zu können, anstatt uns von ihr in luftiger Höhe zu verabschieden.
Rolf Burmester