Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen

Drei Affen hocken nebeneinander, einer hält sich die Ohren zu, der zweite die Augen und der dritte den Mund. Die Gestik der weltbekannten Dreiergruppe lässt uns nicht nur schmunzeln, sondern auch nachdenklich werden, weil sie uns auf skurrile Weise berührt und symbolisch das Verhalten einiger Menschen dokumentiert. Das gilt besonders für die Zielgruppe, die sich weigert, die Realität wahrzunehmen und die Ohren, die Augen und den Mund verschließt.

Buch_Warum-die-Sache-schiefgeht1957 entdeckten zwei Forscher völlig unabhängig voneinander, dass der Ursprung der drei Affen im fernen Osten liegt. Der Wissenschaftler Archer Tayler wies nach, dass die Geschichte der drei Affen nach Japan oder nach China führt. Wobei der Japanologe André Wendemeyer Japan als Ursprungsland deklarierte.

Während die drei Affen in Japan eigentlich die Bedeutung „über Schlechtes weise hinwegsehen“ haben, werden sie in der westlichen Welt als völlig passiv, vollkommen meinungslos und desinteressiert interpretiert. Sie sind erfahrungsgemäß nicht bereit, elementare Ursachen wahrzunehmen und verfahren in der Regel nach dem Motto: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ – mag für das Gemüt gelten, aber kaum für die Realität. Aufgrund ihrer tatenlosen Verhaltensweise gelten sie auch als Sinnbild für das buchstäbliche Wegschauen mit mangelnder Zivilcourage.

So hat beispielsweise der US-amerikanischer Künstler Keith Haring das Bild der drei Affen in Form menschlicher Silhouetten Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre wieder aufgegriffen. Er fordert damit zu mehr Zivilcourage im Kampf gegen AIDS.

Am 11. Juli 2009 wurde das Symbol der drei Affen lebendig umgesetzt. Drei Berliner Medienschaffende verbrachten gemeinsam 24 Stunden unter der Beeinträchtigung jeweils eines ihrer Kommunikationskanäle – Nicht-Sehen, Nicht-Hören, Nicht-Sprechen. Diese Experiment wurde rund um die Uhr von einer Kamerafrau begleite, um die Ergebnisse filmisch zu dokumentieren. Die Performance hatte das erklärte Ziel, die nötige Neukodierung der Kommunikation nach dem Ausschalten der Kanäle zu betrachten. Von ganz besonderer Wichtigkeit war die Veränderung der inneren und äußeren Kommunikation, die jeder Affendarsteller erfahren musste.

Und wer jetzt gerne wissen möchte, wie uns die personifizierten drei Affen als Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen um die Zukunft bringen, dem empfehle ich das aufklärende Buch von Karen Duve „Warum die Sache schiefgeht“ (Verlag Galiani Berlin ISBN 978-3-86971-100-3).

Fazit: Wo die Affen damals als Wunsch oder Bitte eingesetzt wurden, von bösen Einflüssen, visueller, auditiver oder verbaler Natur verschont zu bleiben, gelten sie heute nicht selten als Kritik der Ignoranz der Menschen unserer Gesellschaft.

Rolf Burmester

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